In Mortal Kombat 1 wagt Liu Kang den Versuch, das Mortal Kombat-Universum in eine weniger brutale und mehr einladende Richtung zu lenken. Dieser innovative Ansatz spiegelt die Vision der Entwickler von NetherRealm wieder, die die 30-jährige Kampfspielreihe modernisieren wollen. Durch diesen mutigen Schritt löst sich das Studio von der komplexen Mythologie, die sich über zahlreiche Titel erstreckt, und bietet den Fans eine erfrischende Neuausrichtung der Serie.
Freundlicherweise haben wir einen Key zum testen erhalten, was keinerlei Einfluss auf unsere ehrliche Meinung hat.
Inhaltsverzeichnis
ToggleMechanische Neuerungen: Weniger ist Mehr
Mortal Kombat 1 stellt einen entscheidenden Wendepunkt in der Spielmechanik der Serie dar. Während das vorherige Spiel von NetherRealm durch seine Vielfalt an Kämpfern und deren zahlreiche Variationen glänzte, fährt das Studio nun einen reduzierteren Kurs. Mit nur 22 Hauptkämpfern, darunter Shang Tsung als exklusiver Bonus für Vorbesteller, fokussiert sich das Spiel mehr auf Qualität als auf Quantität.
Eine besondere Neuerung sind die 15 Kameo-Kämpfer, die als Unterstützung in den Kampf gerufen werden können. Diese Figuren sind nicht nur taktisch interessant, sondern dienen auch als nostalgische Hommage an die früheren Teile der Serie.
Ein Augenschmaus: Grafische Meisterleistung von NetherRealm
In Sachen Grafik setzt Mortal Kombat 1 neue Standards für die Serie. Die Charaktermodelle sind bis ins kleinste Detail durchdacht, und viele der Kämpfer haben beeindruckende optische Überarbeitungen erhalten. Besonders hervorzuheben sind Figuren aus der 3D-Ära der Serie, wie die Dämonin Ashrah und der Ninja Reptile, die in vorherigen Spielen wie Mortal Kombat: Deadly Alliance nicht so vorteilhaft dargestellt wurden. Die Arenen, in denen die Kämpfe stattfinden, sind ebenfalls ein Augenschmaus. Sie sind detailreich gestaltet und strahlen eine einzigartige Atmosphäre aus, die in einigen Fällen, wie im gruseligen Folterkeller von Shang Tsung, sogar einen Hauch von Horror vermittelt.
Vertraute Kämpfe: Die Essenz von Mortal Kombat bleibt erhalten
Sobald die Faustschläge und Tritte in Mortal Kombat 1 fliegen, fühlt sich alles sofort bekannt an, vor allem für diejenigen, die in den letzten zehn Jahren die Spiele von NetherRealm gespielt haben. MK1 bleibt seiner Tradition als kombo-zentrierter, straffer 2D-Kämpfer treu. Die Animationen mögen zwar etwas steif wirken, aber das ist ein Markenzeichen der Serie, das die Fans zu schätzen wissen. Ein weiteres bekanntes Element ist die Energiemessung, die es den Spielern ermöglicht, ihre Spezialangriffe zu verstärken oder lange Kombos zu brechen.
Kameo-Kämpfer: Ein neues taktisches Element
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, die den Fokus auf anpassbare Ausrüstungen und Charaktervariationen legten, bringt MK1 eine innovative Wendung ins Spiel: die Einführung von Kameo-Kämpfern. Diese Nebenfiguren haben ihre eigenen Spezialfähigkeiten, die von der Verlängerung von Kombos bis zum Einfrieren des Gegners reichen. Sie können sogar den Hauptcharakter auf dem Schlachtfeld teleportieren. Um im Kampf wirklich effektiv zu sein, ist es entscheidend, dass die Fähigkeiten der Kameo-Kämpfer gut mit denen des Hauptcharakters harmonieren. Spieler haben bereits tödliche Kombinationen entdeckt, wie etwa Li Mei mit Scorpion oder Reiko mit Darrius. Obwohl sich online bereits einige bevorzugte Paarungen etabliert haben, bleibt das Experimentieren mit diesen Kombinationen ein spannender Aspekt des Spiels.
Die Unsichtbaren Helden: Kameo-Charaktere im Rampenlicht
Die Kameo-Kämpfer in Mortal Kombat 1 mögen auf den ersten Blick wie Nebenfiguren erscheinen, die eher im Hintergrund agieren. Sie tauchen leise in den Kämpfen auf und ab und halten sich vor und nach den Kämpfen eher im Hintergrund. Doch trotz ihrer zurückhaltenden Präsenz sind sie beeindruckend gestaltet und repräsentieren einige der bekanntesten Designs der Mortal Kombat-Geschichte. Insbesondere Charaktere, die in früheren Spielen eher schlicht dargestellt wurden, wie Sonya, Jax und Kung Lao aus der Mortal Kombat 2-Ära, wurden in atemberaubendem 3D neu erschaffen.
Charakterinteraktionen: Ein Schritt zurück
Im Vergleich zu den neuesten Einträgen der Serie wirkt die Charakterdynamik in Mortal Kombat 1 etwas abgeschwächt. Das charakteristische Vor-Kampf-Geplänkel, das in den vorherigen Teilen für zusätzliche Tiefe und Unterhaltung sorgte, ist hier weniger präsent. Es scheint, als hätten die Charaktere, ob Freunde oder Rivalen, in den Versus-Modi weniger zu sagen und weniger Interaktionen miteinander, was die Atmosphäre im Vergleich zu den vorherigen Spielen etwas dämpft.
Invasion: Ein Abenteuer voller Höhen und Tiefen
Im Kontext der umfassenden Neuerungen, die NetherRealm in Mortal Kombat 1 eingeführt hat, erscheint die Reduzierung der Charakterinteraktionen eher als Nebensache. Besonders hervorzuheben ist der innovative Spielmodus Invasion. In diesem saisonalen Einzelspieler-Abenteuer erkunden die Spieler labyrinthartige Level und stellen sich einer Vielzahl von computergesteuerten Gegnern. Diese Kämpfe sind eine wilde Mischung aus Spaß, Kuriositäten und gelegentlich frustrierenden Elementen. Beispielsweise können magische Feuerbälle den Kampf stören, die beiden Kämpfer verfolgen und Kombos unterbrechen. In anderen Szenarien sind die Gegner mit einer Art Superpanzerung ausgestattet, die es erschwert, effektive Kombos auszuführen. In extremen Fällen kann der Kampf sogar in völliger Dunkelheit ablaufen, was den Unterhaltungswert erheblich mindert.
Die Belohnung der Invasion: Sammeln, was das Zeug hält
Der Invasions-Modus ist noch in der Anfangsphase und startet mit einer Scorpion-zentrierten Saison, die durch eine begleitende Storyline ergänzt wird. Während die Spieler durch die Invasionsszenarien fortschreiten, sammeln sie spezielle saisonale Credits, die sie für kosmetische Ingame-Items ausgeben können, viele davon im Stil von Scorpion. Der Modus ist großzügig mit Belohnungen, darunter Farbschemata, Ausrüstungsgegenstände und Finisher, die man beim Fortschreiten erhält. Dieses Belohnungssystem macht den Modus besonders für Sammler zu einem fesselnden Erlebnis, da man ständig dazu animiert wird, von einem Event zum nächsten zu springen, um nur noch einen weiteren Kampf zu bestreiten.
Die Story: Ein episches Erzählwerk
Die Story-Kampagne stellt unbestreitbar den Höhepunkt des Einzelspieler-Erlebnisses in Mortal Kombat 1 dar. NetherRealm hat in den letzten zehn Jahren die Messlatte für Storytelling in Kampfspielen hochgelegt, und Mortal Kombat 1 ist ihr bisher ambitioniertestes und am besten produziertes Werk. Als direkte Fortsetzung von Mortal Kombat 11 fokussiert sich die Handlung darauf, wie Liu Kang eine neue Generation von Champions ausbildet. Aber es geht weit über eine einfache Fortsetzung der Ereignisse hinaus. Die Entwickler haben sich die kreative Freiheit genommen, die Hintergrundgeschichten und Motivationen der Charaktere neu zu gestalten. So werden Scorpion und Sub-Zero als Brüder dargestellt, während Sindel als bedachte Königin von Outworld und einstige Schurken wie Baraka als sympathische Figuren neu erfunden werden.
Zwischensequenzen: Ein Film im Spiel
In dem Story-Modus von Mortal Kombat 1 fällt auf, dass ein großer Teil der Zeit dem Anschauen von Zwischensequenzen gewidmet ist, im Vergleich zur tatsächlichen Kampfzeit. Obwohl diese Cutscenes visuell beeindruckend sind und bis zu acht Minuten dauern können, sind sie reich an Drama und einer Prise Humor. Besonders Charaktere wie Johnny Cage und der charismatische Zauberer Shang Tsung sorgen für Unterhaltung. Im letzten Drittel nimmt die Story eine Wendung und taucht in aktuelle Blockbuster-Trends ein, während sie den Fan-Service maximiert.
Online-Modi und Training: Verbesserungspotenzial
Im Vergleich zu anderen modernen Kampfspielen zeigt Mortal Kombat 1 einige Schwächen, insbesondere in den Bereichen Tutorial, Übungsmodus und Online-Spiel. Das Spiel bietet zwar ein solides Grundlagentraining, aber der Übungsmodus könnte besser sein, vor allem wenn es darum geht, die komplexen Kombos zu erlernen, die für den Wettkampfmodus unerlässlich sind. Online bleibt das Spiel hinter seinen Konkurrenten zurück, da es zum Startzeitpunkt weder plattformübergreifendes Spielen noch einen Wi-Fi-Filter bietet, der es den Spielern ermöglichen würde, lagfreie Matches zu finden.
Fazit: Ein mutiger Schritt mit Raum für Verbesserungen
Mit Mortal Kombat 1 hat NetherRealm einen mutigen Schritt unternommen, um die Serie zu revitalisieren und sie von ihrer jüngsten Trilogie abzugrenzen. In einigen Aspekten, wie der Story und der audiovisuellen Darstellung, ist das Spiel ein großer Fortschritt. Aber es gibt auch Elemente, vor allem im Online-Bereich, die noch nicht ganz auf dem Niveau sind, das man erwarten könnte. Obwohl es seit Mortal Kombat 11 vier Jahre vergangen sind, wirkt das Spiel an einigen Stellen noch nicht ganz ausgereift. Aber mit dem Versprechen von saisonalen Inhalten und sechs weiteren Kämpfern, die bereits für das erste Kombat-Paket angekündigt wurden, ist klar, dass Mortal Kombat 1 noch Raum für Wachstum und Verbesserungen hat.
Mortal Kombat 1 ist mehr als nur ein weiterer Eintrag in einer langjährigen Serie, es ist ein mutiger Versuch, die Marke neu zu erfinden und gleichzeitig die Essenz dessen, was die Fans lieben, beizubehalten. Die Entwickler bei NetherRealm haben sich nicht gescheut, Risiken einzugehen, und das Ergebnis ist ein Spiel, das sowohl für Neulinge als auch für Veteranen der Serie ansprechend ist.
Die Einführung der Kameo-Kämpfer ist ein cleverer Schachzug, der das Gameplay erfrischt und gleichzeitig eine Hommage an die Vergangenheit der Serie darstellt. Die grafische Überarbeitung ist beeindruckend und zeigt, dass das Studio keine Kompromisse bei der Qualität eingehen will.
Dennoch gibt es Raum für Verbesserungen, insbesondere im Online-Modus und im Tutorial. Es wäre wünschenswert, dass zukünftige Updates diese Bereiche adressieren, um das Spielerlebnis weiter zu optimieren.