Ich reise nun mal etwa 26 Jahre in die Vergangenheit. So um die 14 oder 15 muss ich gewesen sein. Da habe ich bei Nachbarn ein für mich neues Spiel entdeckt. Baphomet’s Fluch oder wie es im UK-Original heißt: Broken Sword: The Shadow of the Templars, oder im französischen Les Chevaliers de Baphomet, oder im spanischen… Ach lassen wir das. Egal wie es heißt, drin ist immer das gleiche Spiel. Und es war damals so gut!
Der dritte Anlauf
So gibt es nun aktuell drei Versionen vom ersten Teil der Baphomets Fluch Reihe. Das Original aus 1996, den Directors Cut aus 2009 und nun natürlich die Reforged Variante aus 2024. Reforged ist inhaltlich in etwa identisch mit dem Original. Eigentlich wurde nur die Grafik aufgebohrt und man hat an Details gearbeitet. Der Directors Cut, ursprünglich für Nintendo DS und Wii veröffentlicht, enthält ein paar Spielszenen, in denen man die Steuerung von Nico übernimmt, die sonst ja gefühlt nur in ihrer Bude hockt. Inhaltlich fehlt aber nichts, so relevant ist das alles nicht, bzw. wird ja einfach im Spiel erwähnt.
Was wurde geändert?
Grafisch wurde Baphomets Fluch Reforged: Die Verschwörung der Tempelritter, wie es nun heißt, enorm aufgehübscht. Man hat eigentlich das gesamte Spiel neu gezeichnet, bzw. für Backgrounds und so weiter auch AI-Upscaling verwendet. Ich weiß nicht woher und warum und wieso überhaupt. Aber irgendwie kommen mir die neuen Grafiken vertrauter vor, als das optional aktivierbare Original. Keine Ahnung was mein Kopf da alles vermischt. Egal.
Der Stil an sich gefällt mir sehr und bleibt auch nah am Original. Die Gesichter der Figuren aber wirken meiner Meinung nach stimmiger und sind nicht so kantig. Was damals natürlich auch mit dem Pixellook zu tun hatte. Der damals halt kein Look, sondern unausweichlich war. Ein oder zwei Figuren sehen mies aus, was aber auch daran liegen kann, dass die auch in der Story gar nicht so sympathisch sind. Mich hat der Junge aus Irland eigentlich hauptsächlich genervt.
An anderer Stelle habe ich gelesen, dass die Gesichter in den Zwischensequenzen nun stärker von denen im Spiel abweichen. Das kann ich so nicht bestätigen. Zur Info muss erwähnt werden, dass die Zwischensequenzen mittels AI hochskaliert wurden, was aber gelungen aussieht. Ich habs aber auch nicht so mit Gesichtern, vielleicht habe ich das einfach nur nicht richtig beachtet.
Beim Sound alles beim Alten
Erfreulicherweise, muss man sich nicht an neue Sprecher gewöhnen. Obgleich Alexander Schotttky noch als George verfügbar gewesen sein könnte, Nicos Franziska Pigulla weilt nicht mehr unter uns. Für das Remake aber wurde eh auf die originalen Samples zurück gegriffen und hat diese, wer mag das vermutet haben, mit AI verbessert. Das klingt auch alles gut, ab und an aber schwankt die Qualität merklich. Das Mixing zwischen Sound, Stimmen und Musik ist auch nicht so gut gelungen. Wie weit soll man Musik denn herunterschrauben, damit sie nicht mehr alles übertönt. Zurück zur Synchronarbeit. Die ist weiterhin, wie 1996 auch, gelungen und meistens gut. Hier und da ist eine Nebenrolle irgendwie mal lustloser eingesprochen, aber das entspricht nicht dem Spielstandard.
Abzug in der B-Note
Was mir technisch noch fehlt, wäre eine Option die Grafik bzw. Auflösung zu ändern. Ohne basteln. Vielleicht geht sowas in einer *.ini? In den Optionen jedenfalls nicht. Warum ich das bemerkt habe? Ich hab Baphomets Fluch auf dem Steam Deck gespielt. Im Handheld Mode natürlich gar kein Problem. Das Spiel ist auch offiziell gar nicht angepasst und optimiert fürs Deck. Aber dann wird einem unter Steuerung ein Steam Deck als Vorlage angezeigt. Macht euch also keinen Kopf. Fan der Fingersteuerung wurde ich aber nicht. Meine dicken Würste sind da nicht für gemacht. Also habe ich ganz normal eine Maus angeschlossen und fertig. Alternativ könnt ihr auch die Touchfelder als Maus nutzen, oder einen Stick.
Doch dann wollte ich das Spiel aber standesgemäß auf der Couch zocken. Steam Deck ins Dock, es schaltet auf 4k60, befeuert meinen TV. Ich wechsel ins Spiel und die Maus hat den Lag des Jahrhunderts und wirklich gute FPS wurden dann auch nicht mehr angezeigt. Ja so wollte ich das ja auch gar nicht. Aber habe keine Wahl. Man kann ja die Auflösung nicht ändern. Schade. So zeigt das Spiel immer die Auflösung, die der Monitor oder TV nun gerade liefert. Da Reforged bis 4k geht, sollte das Deck nun 4k raushauen. Zu schwach. Wenn ich aber das System auf 1080P schalte und somit das Spiel auch auf 1080P zwinge, habe ich aber keine Wahl Upscaling zu aktivieren. Ich hätte also wesentlich lieber, das Deck auf 4K am TV gelassen, das Spiel auf 1080P gestellt und dann das ins Deck integrierte FSR die Arbeit machen lassen. Hätte ich gerne mal gesehen.
Sonst läuft Baphomets Fluch aber ruckelfrei und auch auf schwächeren Systemen. So viel hat sich ja auch gar nicht getan.
Es fühlt sich an wie damals!
Doch wie spielt sich das denn nun? Im Grunde wie früher. Es hat ein paar Besonderheiten an Board, mit denen man leben muss, oder von denen man wissen muss. Also erstmal kann man sterben. Man landet dann nicht am Anfang, aber Genre-Standard war das nun nicht. Dann gibt es Rätsel, bei denen muss man das eine machen und dann aber schnell was anderes noch anklicken. In speziellen Fällen wird dann eine andere , hektischere, schnellere Aktion ausgeführt. Ihr merkt es, wenn ihr auch an einer der Stellen seid. So kam es zwei oder drei mal vor, dass ich die integrierte Hilfefunktion genutzt habe. Oft endet das in mehrmals nutzen, nach Ablauf eines selbst konfigurierbaren Timer. Denn manchmal ist einem klar, was das Spiel nun von einem als Ergebnis will, aber nicht wie man dahin kommt. Der erste Tipp aber ist meistens der Hinweis auf das zu erreichende Ergebnis. Macht alles nichts.
Die Rätsel an sich sind meistens gut lösbar. Hilfreich ist, dass Baphomets Fluch in einem eher realistischen Setting angesiedelt ist. So muss man nicht zu sehr um die Ecke denken. Wie lange ich schlussendlich gebraucht habe, bis ich den Abspann anschauen konnte, kann ich nicht sagen. Das Steam Deck zählt die Steam-Zeit einfach weiter, auch im Standby Modus. Toll. Aber irgendwas mit 10 Stunden dürftet ihr schon brauchen.
Fazit zum Game
Baphomets Fluch Reforged macht nicht viel falsch. Es zielt recht genau auf eine nostalgische und ältere Zielgruppe. Klar werden neue Spieler gerne auch eingesammelt, aber das Spielkonzept an sich wirkt schon ein bisschen aus der Zeit gefallen und so gar nicht kompatibel mit den Fortnite, Minecraft und GTA zockenden TikTok-Kindern. Baphomets Fluch als klassisches Point and Click Adventure ist schon eher gemächlich und schreitet langsam voran. Meistens rennt George auch weniger, als das er schlendert. Der Jung hat Zeit, im Spiel gibt es keine Uhr. Ich persönlich hoffe trotzdem auf gute Verkaufszahlen, damit wir den zweiten Teil auch noch bekommen. Ein sechster ist wohl in den Startlöchern für 2025. Den dritten können se dann gerne neu machen. Da hat man nicht geklickt, sondern gesteuert, mit der Tastatur? Und als ich Stealthen musste, habe ich abgebrochen. Lasst dat! Mit Baphomets Fluch Reforged aber bekommt man genau das, was ich und viele andere erwartet haben. Ein klassisches Point and Click Adventure in nun endlich angemessener Grafik. Es macht wieder Spaß. Ich hatte wieder meinen Spaß.
Baphomets Fluch Reforged: Die Verschwörung der Tempelritter ist am 19.09.2024 für Playstation, XBox und PC erschienen. Eine Switch Version soll im Oktober folgen.
