In einer Zeit, in der das Medium Videospiel immer mehr als Plattform für tiefgründige Geschichten und künstlerische Ausdrucksformen genutzt wird, bringt Tales of Kenzera: ZAU von Surgent Studios eine frische und persönliche Note in die Welt der Metroidvania-Spiele. Unterstützt von Electronic Arts und inspiriert von den reichen Mythen der Bantu-Kulturen, sowie der persönlichen Trauererfahrung des Entwicklers Abubakar Salim, verspricht dieses Spiel eine emotionale Reise durch das fiktive Land Kenzera.
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ToggleZwischen Mythos und persönlicher Trauer
Im Zentrum von Tales of Kenzera: ZAU steht Zau, ein junger Schamane, der sich auf eine gefahrvolle Reise begibt, um den Geist seines verstorbenen Vaters wiederzugewinnen. Durch einen Pakt mit dem Gott des Todes, Kalunga, versucht Zau, drei mächtige Geister zu fangen, um seinen Vater ins Leben zurückzurufen. Die Geschichte ist tief in den Mythen der Bantu-Kulturen verwurzelt und wird durch die persönlichen Verluste des Spielentwicklers Abubakar Salim geprägt, der seine Erfahrungen mit Trauer und Verlust einfühlsam in das Spiel einwebt. Das Spiel berührt Themen wie Mut, Verlust und die Suche nach Sinn in Zeiten der Trauer, was es zu einer außergewöhnlich persönlichen Erzählung macht.
Dynamisches Spiel zwischen Sonne und Mond
Tales of Kenzera: ZAU verbindet Plattform-Elemente mit fordernden Kämpfen in einer Metroidvania-typischen offenen Welt. Die Steuerung von Zau ist dynamisch und gibt dem Spieler von Anfang an eine Vielzahl von Fähigkeiten an die Hand, wie etwa den Doppelsprung und das Mid-Air-Dash. Diese Fähigkeiten werden nicht nur in Kämpfen, sondern auch in raffinierten Plattform-Passagen genutzt, die oft von sofort tödlichen Gefahren wie Spitzen gesäumt sind. Während die schnellen Respawn-Zeiten Frustration minimieren, stellen einige besonders herausfordernde Abschnitte und Verfolgungsjagden die Geduld und Geschicklichkeit der Spieler auf die Probe.
Die Kämpfe sind rhythmisch und verlangen vom Spieler, die Attacken zwischen Sonnen- und Mondmagie zu wechseln, um gegen verschiedene Geistertypen bestehen zu können. Dies sorgt für eine dynamische Kampferfahrung, die jedoch bei manchen Spielern durch die hohe Gegnervielfalt und wiederkehrenden Kampfmuster auch als repetitiv empfunden werden könnte.
Kunstvolle Welten und Klanglandschaften
Die visuelle Umsetzung von Tales of Kenzera: ZAU ist ohne Zweifel einer der herausragendsten Aspekte des Spiels. Die lebendigen Farben und detailreichen Hintergründe der verschiedenen Biome – von üppigen Wäldern bis hin zu trostlosen Wüstenlandschaften – sind nicht nur eine Freude für das Auge, sondern spiegeln auch die emotionalen Zustände des Protagonisten wider. Der Einsatz von Farben zur Darstellung von Stimmungen und die subtilen Hinweise, die kommende Ereignisse ankündigen, sind beispielhaft für das künstlerische Geschick des leitenden Künstlers Ackeem Durrant.
Auch die musikalische Untermalung, komponiert von Nainita Desai, trägt wesentlich zur Atmosphäre bei. Die Musik variiert zwischen tiefgründigen, melodischen Klängen, die Zaus Reise begleiten, und intensiveren Tönen in Momenten der Konfrontation oder Entdeckung. Diese akustische Gestaltung verstärkt nicht nur die emotionale Wirkung der visuellen Elemente, sondern unterstützt auch effektiv das Storytelling und die Dynamik der Spielszenen.
Diese Kombination aus visueller Pracht und akustischer Tiefe macht Tales of Kenzera: ZAU zu einem immersiven Erlebnis, das Spieler tief in seine Welt eintauchen lässt.
Schöne Welt, raue Kanten
Trotz der vielen Stärken von Tales of Kenzera: ZAU gibt es Aspekte, die in der Spielmechanik und Weltgestaltung verbesserungswürdig erscheinen. Die Plattformmechanik zum Beispiel fühlt sich manchmal unpräzise an, was besonders in einem Spiel, das stark auf Präzision und Timing setzt, zu einem frustrierenden Erlebnis führen kann. Diese technischen Unzulänglichkeiten treten insbesondere in den anspruchsvollen Plattformabschnitten hervor, die schnelle Reaktionen und genaue Steuerung erfordern.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft das Karten- und Weltendesign, das es schwierig macht, unerforschte Gebiete und Geheimnisse effektiv zu erkunden. Die Karte offenbart oft zu viel auf einmal und bietet keine Möglichkeit, bereits besuchte Orte zu markieren oder nicht erkundete Bereiche klar zu identifizieren. Dies kann das Erkundungserlebnis beeinträchtigen, da es schwierig wird, sich zu orientieren und motiviert zu bleiben, versteckte Elemente zu suchen.
Tales of Kenzera: ZAU: Eine tiefgreifende Spielerfahrung
Tales of Kenzera: ZAU ist nicht nur ein Spiel, sondern eine Erkundung der menschlichen Psyche durch das Medium der interaktiven Kunst. Mit seiner tiefgehenden Geschichte, die von den Bantu-Mythen inspiriert ist und persönliche Verluste verarbeitet, erreicht es eine emotionale Resonanz, die bei vielen modernen Spielen selten zu finden ist. Die Implementierung von Themen wie Trauer und Erneuerung bietet den Spielern nicht nur Unterhaltung, sondern auch eine Chance zur Reflexion.
Visuell ist das Spiel eine Offenbarung, mit liebevoll gestalteten Welten, die in lebendigen Farben und mit detailreicher Grafik erstrahlen. Akustisch wird es durch einen fesselnden Soundtrack ergänzt, der die emotionale Wirkung jeder Szene verstärkt. Diese Elemente verschmelzen nahtlos mit der Handlung und schaffen ein immersives Erlebnis, das den Spieler tief in das Herz von Kenzera zieht.
Trotz seiner Stärken kämpft das Spiel allerdings mit einigen Gameplay-Elementen, wie der manchmal frustrierenden Plattformsteuerung und einem verwirrenden Kartenlayout, welche die Gesamterfahrung beeinträchtigen können. Diese Aspekte sollten nicht übersehen werden, doch sie mindern nicht den Gesamteindruck eines kunstvoll gestalteten Spiels, das viel Herz und Seele bietet.